Just married! Ringe & Händehygiene

Brautpaar

Eine wilde Kombination in der Überschrift? Dazu kommen wir gleich noch. Zunächst einmal die gute Nachricht, dass ich nach einem veröffentlichten Blogartikel nicht gleich wieder die Lust verloren habe. Ich war schlichtweg damit beschäftigt zu heiraten. 🙂

Es war eine wunderschöne Trauung im kleinen Kreis, auf die wir uns sehr gefreut haben und die einfach wunderschön war. Zudem eine Hochzeit im Herbst, eigentlich schon nach der Saison. Ich liebe den Herbst, aber davon werdet ihr mit der Zeit sicherlich auch noch einiges mitbekommen hier auf dem Blog. Es hat zwar tatsächlich den ganzen Tag über geregnet, mal mehr, mal weniger, aber das hatten wir natürlich eingeplant. Es hat also absolut nicht gestört.

2 Hände, es wird ein Ring aufgesteckt

Aber kommen wir zum eigentlichen Thema:

Ringe & Händehygiene

Es sind mittlerweile Jahrzehnte, in denen ich Kolleginnen mit diversen Ringen im Dienst sehe. Nicht ganz so lange, in der ich auf eine ganze Menge Acrylnägel blicke. Und ich habe es noch nie verstanden.

Die Aussage des Robert Koch-Instituts dazu ist eigentlich unmissverständlich:

„In allen Bereichen, in denen eine Händedesinfektion durchgeführt wird, dürfen an Händen und Unterarmen keine Ringe, Armbänder, Armbanduhren oder Piercings (z.B. Dermal Anchor) getragen werden.“

Warum trotzdem Schmuck getragen wird

Natürlich habe ich gerade wegen meines persönlichen Unverständnisses immer mal wieder nachgefragt, warum trotz dieser klaren Aussagen Schmuck getragen wird. Die Antworten lassen sich trotz ihrer Menge sehr schnell zusammenfassen, wenn wir uns auf Ringe beschränken und Armbänder, Uhren etc. außer acht lassen:

„Finde ich einfach hübscher so.“
„Ist mir zu viel Aufwand, immer alles mehrfach täglich an- und abzulegen.“
„Mein (Ehe)ring ist mir heilig; den nehme ich nicht ab!“

Gegen die ersten beiden Argumente lässt sich wenig machen. Das ist schlichtweg Ignoranz. Oder?

Bei jüngeren Kolleg*innen kann es natürlich auch sein, dass sie die Empfehlungen zur Händehygiene noch nicht so ganz verinnerlicht haben. Vielleicht war auch die entsprechende Lehrveranstaltung irgendwie kompliziert, zu dröge, oder man hat einfach ein entsprechendes Infoblatt unterschrieben, ohne es zu lesen. Nein, das sind keine validen Ausreden, aber immerhin Möglichkeiten, die man bedenken sollte. Denn hier ergibt es durchaus Sinn, Infos nachzureichen und den entsprechenden Schmuckträger*innen die Möglichkeit zu geben, noch mal drüber nachzudenken.

Was die persönliche Bedeutung eines Rings betrifft, halte ich selbst es ja umgekehrt:

„Mein Ehering ist mir heilig; den trage ich auf keinen Fall während der Arbeit!“

Von der Bedeutung von Eheringen

Variante Gimmal Ring oder Puzzlering

Angeblich reicht die Geschichte der Eheringe bis in die Frühgeschichte zurück. Ringe aus Schilf, Zweigen oder Knochen sollen schon im alten Ägypten Symbole der ewigen Liebe gewesen sein und – was ich als Sinnbild sehr schön finde – die Öffnung des Rings stellt ein Tor in die Zukunft dar, durch das man mit seinem Finger gleitet.

Nach der Antike verschwanden Eheringe mehr oder weniger aus dem Bild beziehungsweise gab es Abwandlungen wie beispielsweise den Gimmelring (auch: Gimmalring).

Im 20. Jahrhundert hingegen kam das Tragen von Eheringen nicht zuletzt durch die Weltkriege wieder mehr zum Vorschein. Man wollte die geliebte Person symbolisch bei sich wissen.

Letzteres ist also auch das, was sich hinter der Aussage verbirgt, man wolle den Ring nicht abnehmen, weil er einem heilig sei, also so viel bedeute.

Warum eigentlich keine Ringe während der Arbeit?

Ich finde es immer ganz wichtig zu verstehen, warum es gewisse Gebote oder Verbote gibt. Nur wenn man sowas versteht, ganz egal in welchem Kontext, kann man dem auch vernünftig folgen.

Darum mal einige Begründungen, warum man während der Arbeit (die mit Händehygiene zu tun hat, also eben wie hier schwerpunktmäßig im klinischen Bereich) keine Ringe tragen sollte:

Top 5, warum du keine Ringe tragen solltest

  1. Ringe stellen ein Erregerreservoir dar. Die Keime sammeln sich an den Rändern, unterhalb des Rings, in Vertiefungen von Rillen, Gravuren und so weiter. Hinzu kommt, dass das Händedesinfektionsmittel nicht alle Stellen vollständig erreichen kann. Man sammelt also dort Keime an – und „verseucht“ sich damit auch noch den doch eigentlich so hoch geschätzten Ring.
  2. Ringe führen zu einer erhöhten Perforationsgefahr von Einmalhandschuhen. Dabei muss es nicht mal das riesige Loch sein, das plötzlich im Einmalhandschuh prangt. Viel kritischer sind die kleinen fast unsichtbaren Risse, die eben nicht (gleich) zu sehen sind. Sie ermöglichen Keimen das Eindringen, vor dem der Handschuh ja eigentlich schützen soll.
  3. Mit einem Ring kann man irgendwo hängenbleiben und dadurch sich selbst – oder auch Pflegeempfänger*innen – verletzen.
  4. Verwirrte oder agitierte Pflegeempfänger*innen können nach einem Ring greifen, daran ziehen und so weiter, was die Gefahr der Verletzung – für einen selbst als auch die andere Person – ebenfalls erhöht.
  5. Unter den Ring fließendes Desinfektionsmittel kann zu Mazerationen oder Reizungen der Haut darunter und in der Umgebung verursachen.

All das sind für mich Gründe, einen mir so wichtigen Ring eben nicht zu tragen. Logisch, oder?

Falls du hier noch eine kleine Erinnerung oder Argumentationshilfe gebrauchen kannst, gibts die Top 5 in Kurzform hier noch mal als Grafik für dich (Rechtsklick –> Bild speichern unter …):

Top 5, warum man keine Ringe tragen sollte

Hand aufs Herz: Wie und warum handhabst du es denn mit deinem Ring oder deinen Ringen? Und welche Argumente nutzt du selbst?

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