Mit dem Begriff “Fasten” können alle etwas anfangen. Und es ist eine grundsätzlich gute Idee, worauf ich in diesem Artikel näher eingehe. Was man allerdings damit anfängt, ist individuell verschieden. Die eigene Vorstellung vom Fasten und die eigenen Assoziationen dazu hängen davon ab, wie man aufgewachsen ist, in welchem Umfeld, mit welchen Vorstellungen. Sie hängen von der zugehörigen Religionsgemeinschaft ab, von kulturellen Vorstellungen, familiären Bräuchen und Gewohnheiten.
Das religiös verwurzelte Fasten und seine Regeln
Die Art des Fastens ist entsprechend unterschiedlich. Im Ramadan wird beispielsweise von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang weder getrunken noch gegessen. Auch das Rauchen und Sex sind in diesem Zeitfenster nicht erlaubt. Das gilt 30 Tage lang.
Anders in der christlichen Religion, bei der die Fastenzeit vom Aschermittwoch an – also heute – 40 Tage dauert; die Sonntage sind hierbei ausgenommen. Das Ende wird durch die Osterfeiertage markiert.
Die Fastenregeln haben sich im Verlauf der Zeit hier stark gelockert. Besonders streng sind sie nur noch am Aschermittwoch und am Karfreitag. An diesen Tagen (optional mindestens an allen Freitagen des Jahres bzw. die gesamte Fastenzeit hindurch) sollte auf Fleischspeisen verzichtet werden, grundsätzlich sollten Genussmittel mindestens eingeschränkt werden. Früher war es auch üblich, sich auf eine einzige Mahlzeit am Tag zu beschränken, auf Alkohol zu verzichten und auch sonstige tierische Produkte wie Eier, Milch, Butter und Käse waren verboten.
Beim Fasten geht es in jedem Fall aber darum, sich auf das Wesentliche zu besinnen, ein Opfer zu bringen und zu verzichten, um sich anderer Dinge (wieder) bewusst(er) zu werden, den Blick mehr nach innen zu richten, ebenso auf die Mitmenschen. Darum gehört neben den Speisevorschriften auch der Hinweis dazu – übrigens im Christentum und Islam gleichermaßen -, Notleidende zu unterstützen, ob nun finanziell (etwa durch Geld, das man durch das Fasten gespart hat) oder tatkräftig.
Moderne Fastenaktionen
Neue Fastenangebote der Kirchen sind beispielsweise das Klimafasten und das mittlerweile schon traditionelle “7 Wochen ohne” der evangelischen Kirche. Schaut man sich die Webseiten zu den jeweiligen Fastenaktionen und ihre Vorschläge und Inhalte genauer an, sieht man auch hier den Fokus auf (Rück)besinnung, Reflexion und verstärkten Kontakt zu den Mitmenschen.
Klimafasten
Hier steht im Zentrum, achtsam mit der Schöpfung umzugehen, einen verantwortungsvollen Lebensstil zu entdecken und bestenfalls auch über die Fastenzeit hinaus beizubehalten und auszubauen. Die einzelnen Impulse bieten an, sich nach Klimaschutzprojekten in der Umgebung umzuhören und zu überlegen, ob/wo man sich anschließen könnte. Ganz individuell entscheidet man sich dazu, eine klimafreundlichere Gewohnheit zu etablieren (z.B. regional beim Bauern einzukaufen, auf fairtrade zu achten oder generell pflanzenbetonter zu essen). Es gibt aber auch den Impuls, in einer Woche drei Menschen aus der eigenen Gemeinde zu ermutigen, die frustriert oder erschöpft sind. Oder den, bewusst und unvoreingenommen zuzuhören.
Luft holen

“7 Wochen ohne” lädt 2025 mit dem Thema “Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik!” ein. Das liest sich erst einmal seltsam. Es ist der Kirche aber ganz gut gelungen, drumherum ein Paket zu schnüren, das den Sinn des Themas nach und nach deutlicher macht.
Teil des Ganzen sind beispielsweise ganz klassische Atemübungen, Luft zu holen bedeutet aber auch, mit einem tiefen Seufzen Ballast auszuatmen, neue Melodien des Lebens durch das Singen zu entdecken und frischen Wind hereinzulassen.
Fasten ist kreativ
An den Aktionen der christlichen Kirchen sieht man gut, wie flexibel man das Fasten nutzen kann. So finden sich im Netz und in Zeitschriften zahlreiche Ideen für das eigene Fasten: Der klassische Verzicht auf Süßigkeiten, der Verzicht aufs Auto, der Verzicht aufs Handy … Die Möglichkeiten sind so zahlreich wie die Menschen, die sich mit ihnen auseinandersetzen möchten. Wichtig ist nur, dass man sich tatsächlich etwas überlegt, das einem (womöglich) nicht so leicht fällt, das einen Verzicht bedeutet, aber auch, dass man daraus etwas ableiten kann, das man als Bereicherung empfindet.
Vielleicht war es gar nicht so schwer, auf das ausgewählte Etwas zu verzichten. Vielleicht ist es einem umgekehrt aber auch viel schwerer gefallen, als man zunächst dachte.
Heilfasten
Sehr bekannt ist auch das sogenannte Heilfasten. Nicht unbedingt zur Fastenzeit selbst, sondern durchaus auch in anderen Zeiträumen des Jahres empfohlen, geht es hier meist um den Verzicht auf feste Speisen und eine sehr geringe Energiezufuhr über eine bis vier Wochen hinweg.
Eine gute Übersicht über die Basics zum Heilfasten bietet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE).
Mein eigenes Fasten
Ich selbst nutze seit etwa 15 Jahren die Fastenzeit für mich bewusst. Einmal habe ich mich in dieser Zeit ausschließlich Rohkost gewidmet, einmal dem Basenfasten. Ein anderes Mal habe ich auf Digital Detox gesetzt und versucht, auf mein Handy zu verzichten. Übrigens etwas, das mir deutlich leichter gefallen ist, als ich gedacht hätte. Seither messe ich ihm bei weitem nicht mehr eine so hohe Bedeutung zu wie zuvor. In einem weiteren Jahr entschied ich mich zur Fastenzeit nicht zum sein lassen, sondern zum Machen, also Gebot statt Verbot. Es bezog sich darauf, möglichst viel Wasser oder Tee am Tag zu trinken. Ums Eck rum gab es allerdings auch hier einen Verzicht: nämlich den auf Limos und Co.
Für mich steht in diesem Jahr an, noch mehr selbst zu machen, was Lebensmittel angeht, also noch weniger Fertiges zu kaufen. Dazu kommt passenderweise das Verbot jeglicher Lieferservices.
Fasten für Pflegepersonen
Ein tolles Motto für das Fasten als Pflegeperson wäre beispielsweise, in der Fastenzeit nicht (quasi automatisiert) zu meckern und sich nicht zu ärgern. Dinge hinterfragen. Aktiv zuhören. Gibt es einen Grund für deinen Dienstplan, so wie er ist, auch wenn er dir vielleicht nicht so gut gefällt? Oder auch: Gibt es jemanden, der oder die gerne einen Dienst tauschen würde wegen wichtiger Termine oder auch familiärer Besuche oder so etwas?
Findest du in jedem Dienst eine Aufgabe, die du jemandem im Praktikum, in der Ausbildung, in der Anerkennung, jemand noch recht Neuen im Team erklären kannst, zeigen kannst oder (unter Aufsicht) selbst durchführen lassen kannst? Und kannst du danach jedes Mal auch ein hilfreiches Feedback an die Person geben?
Zugegeben, das fast minütliche Klingeln der Person aus Zimmer X nervt. Aber wie wäre es, wenn du nicht ständig hin läufst, kurz schaust und dann wieder gehst, um dich all deinen anderen Aufgaben und Patient*innen zu widmen? Stattdessen könntest du dir doch zumindest mal 5 Minuten einräumen und bei ihm oder ihr bleiben, mal tiefergehend schauen, warum die Klingel ständig – aus deiner Sicht unnötig – genutzt wird. Einfach diese 5 Minuten einräumen, zuhören, präsent sein, im Moment sein. Um es mal ganz im Sinne von Clickbaits zu formulieren: Das Ergebnis könnte dich überraschen.
Was ich sehr gerne empfehle, auch langfristig, ist Folgendes: Schreib dir nach jedem Dienst drei Dinge auf, die gut waren. Ob es ein Ablauf ist, der super geklappt hat, du etwas anders gemacht hast als sonst und ein tolles Ergebnis darauf folgte oder auch, ob du etwas wie üblich gemacht und die Bestätigung erhalten hast, dass es ein wirkungsvolles Vorgehen ist. Schreib auf, wenn du ein besonders gutes Gespräch geführt hast, mit wem auch immer, wenn du etwas Neues gelernt hast, wenn du das Gefühl hast, deine Art und Worte haben an diesem Tag jemanden ganz besonders erreicht … schreib es auf.
Mit der Zeit, und zwar schneller, als du denkst, wird daraus die Erkenntnis wachsen, dass es tatsächlich in jedem Dienst mindestens diese drei Dinge gibt, dass nicht immer “alles scheiße” ist und auch, dass du einen Unterschied machst.
Wie sind deine Pläne?
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